Es war eine kleine Schar Mitglieder der Swisttaler Senioren-Union Swisttals, die sich bei kühlem Wetter zur Besichtigung der Schwarzrheindorfer Doppelkirche, einem kulturellen Schatz aus dem frühen Mittelalter einfanden. Noch heute ist erkennbar, dass die ehemalige Burgkapelle über ihre eigentliche Funktion als Kirche auch als Verteidigungsanlage konzipiert war. Der umlaufende Gang des mächtigen Vierungsturms bot weite Aussicht ins umliegende Land und ließ herannahende Feinde früh erkennen.
Die Kirche wurde im Auftrag von Arnold II. von Wied (ab 1151 bis 1156 Erzbischof und Kurfürst von Köln) und dessen Schwester Hedwig von Wied Mitte des 12. Jahrhunderts errichtet und im Beisein des Staufer König Konrad III 25. April 1151 geweiht. Sie besitzt einen kreuzförmigen Grundriss und war ursprünglich ein Zentralbau. Das Kirchengebäude besteht aus einem unteren Kirchenraum, der sogenannten Unterkirche, und einem darüber liegenden Kirchenraum, der sogenannten Oberkirche. Eine achteckige Öffnung verbindet beide Kirchenräume, so dass vom Untergeschoss aus Blickbezug auf die Malereien der Oberkirchenapsis besteht, die der mittelalterlichen Vorstellung des himmlischen Jerusalems entspringen. Pate für den Kirchenbau stand offenbar die Pfalzkapelle in Aachen. Das Modell der „Doppelkirche“ wiederum war in vielen Burgkapellen bewährt. Um das Obergeschoss ist eine Zwerggalerie mit reich geschmückten Säulen geführt.
Beide Kirchenräume besitzen eine sehr gut erhaltene Ausmalung. Die in der Unterkirche stammt aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, die der Oberkirche datiert von 1173. Die Unterkirche ist berühmt wegen ihrer aus der Erbauungszeit original erhalten gebliebenen Wandfresken des sogenannten Ezechiel–Zyklus, der wahrscheinlich 1151 bereits fertig war und erst 1846 wieder entdeckt, restauriert und ergänzt worden ist. In den Deckenmalereien der Oberkirche (nach 1166), sind der Stifter Arnold von Wied und seine Schwester Hedwig, Äbtissin des späteren Klosters am gleichen Ort, zu Füßen einer Darstellung des thronenden Christus (Majestas Domini.
Nicht lange nach der Einweihung der Kirche gründete Arnold von Wieds Schwester Hadwig nach dem Tod des Bruders (1156) hier ein Kloster der Benediktinerinnen. Hadwig stand als Äbtissin den Klöstern von Essen und Gerresheim vor. Aus dem Obergeschoss wurde nun die Klausurkirche der Nonnen. Später wurde das Kloster in ein adeliges Damenstift umgewandelt. Das Dorf und das Stift Schwarzrheindorf waren eine Unterherrschaft im kurkölnischen Amt Bonn.
Die Besucher aus Swisttal konnten durch die authentische Führung von Herrn Vossberg bald ein Bild von der ehemaligen Burgkapelle und der nachmaligen Erweiterung zur Klosterkirche machen. Aber ein solches Bauwerk mit grandiosen Fresken über die Zeit auf uns zu retten und zu erhalten, bedurfte vieler Menschen, die die mittelalterliche Malerei zu schätzen wussten. Heute ist die Kirchenanlage im Staatsbesitz und steht längst unter Denkmalschutz. Dass sich der Staat um die Erhaltung kümmert, war weithin sichtbar durch die Einrüstung und die Neueindeckung des Kirchendaches zu sehen. Und Vossberg machte klar, dass es an und um dieses Kirchenkleinod noch viel zu erforschen und zu klären gilt.
Wolfgang Heller
(Pressesprecher der Senioren-Union Swisttal)
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