Politische Gespräche zu aktuellen Themen haben bei der Senioren-Union Swisttal Tradition. Beim Stichwort "Klimawandel" war das nicht anders. "Das Thema ist zu wichtig und betrifft uns alle. Deshalb wollen wir uns sachkundig informieren, diskutieren und Handlungsanregungen bekommen" begrüßte Wilfried Mühlhausen, Vorsitzender der Swisttaler Senioren-Union, den Klimaexperten Hartmut Kircher aus Morenhoven. Kircher zeigte eindrucksvoll, dass Folgen des Klimawandels bereits heute in unserer Region spürbar sind. Der Klimawandel sei nicht mehr Theorie, sondern Wirklichkeit und entspreche der allgemeinen Erfahrung. Was aber geschieht, wenn die Temperatur auch hier um etwa zwei Grad ansteigt, wie nach moderaten Modellen zur Mitte des Jahrhunderts zu erwarten sein wird? Bis dahin werde die Orkanhäufigkeit ansteigen, Hitzewellen zunehmen und es werde im Jahresmittel etwas weniger Regen fallen, dafür aber die Starkregenereignisse zunehmen. Flora und Fauna werden, wie bisher, darauf reagieren. Die Apfelblüte beginne früher im Jahresverlauf, der Laubfall der Stieleiche träte später ein. Die Vegetationszeit der Pflanzen verlängere sich. Vögel beginnen früher ihr Nest zu bauen und zu brüten, was bisher dazu führt, dass der Kuckuck bei manchen seiner Wirtsvögel zu spät zur Eiablage kommt. Altbekannte Balancen scheinen gelöst zu sein. Das künftige Zusammenleben in den bestehenden Biotopen werde auch davon abhängen, wie viele wärmeliebende Pflanzen und Tiere hier heimisch werden und kälteliebende die Region verlassen.
Der Treibhauseffekt betrifft alle Lebensbereiche. Wie stark er wirkt, hängt auch davon ab, wieviel Treibhausgas durch die Verbrennung von fossilen Stoffen in die Atmospäre gelangt. Denn je höher die Konzentration der Treibhausgase, umso höher steigt die Temperatur auf der Erde. Der beste Klimaschutz ist deshalb die Vermeidung von Treibhausgasen. Das gilt besonders auch dann, wenn zu erwarten ist, dass die Zwei-Grad-Grenze - anhand der Beobachtungen zum aktuellen Stand - in Zukunft überschritten werden könnte.
Wodurch lassen sich Treibhausgase vermeiden? Eine Antwort ist auch für Swisttal aktuell, in dem erneuerbare Energien immer mehr zum Einsatz kommen. Strom wird zum Beispiel zunehmend durch Windkraft, Sonnenenergie und Biogas hergestellt. Häuser und Gebäude sollten so gebaut werden, dass sie kaum noch Wärme verlieren. Dadurch werde weniger Energie zum Heizen und für die Warmwasserbereitung benötigt. Schließlich liege ein großes Potenzial im Bereich der Mobilität, dem Verkehr und dem Transportwesen. "in meinem Ortsteil wird die Post mit Elektrofahrzeugen ausgeliefert" nannte Kircher als Beispiel. Ein weiteres: "Viele Wege im Alltag können auch in einer Pendlergemeinde mit dem Fahrrad erledigt werden, wenn die Wohngebiete mit den Einkaufszentren, den ansässigen Arbeitgebern und Schulen wie Kindergärten mit sicheren Radwegen verbunden sind."
Um feststellen zu können, ob Swisttal Erfolge beim Klimaschutz erziele, müssten der Energieverbrauch und die Treibhausgasemissionen in Swisttal weiter bilanziert werden. Nur der Vergleich mit der Startbilanz von 2012 könne zeigen, welcher Stand in Swisttal erreicht ist. Außerdem könnten die verschiedenen Instrumente des Baurechts von Politik und Verwaltung genutzt werden, um die Nutzung erneuerbarer Energien zu forcieren. Folgen bei Hitzeperioden seien dadurch zu mildern, dass Gebäudeabstände vergrößertwerden, sodass nicht zusätzliche Hitzeinseln entstehen. Gebäude seien z.B. so zu platzieren, dass eine ausreichende Durchlüftung des Wohngebiets erfolgen kann. Die Bodenfeuchte zur Luftkühlung könne durch Bepflanzung besser erhalten werden. Sie spenden Schatten z.B. in öffentlichen Anlagen und Plätzen und schützen die Infrastruktur. Der Überflutungsschutz müsse an Starkregenereignisse angepasst werden.
Neben diesen eher langfristigen Aufgabenstellungen kam in der lebhaften Diskussion auch die effiziente Stromnutzung durch die Straßenbeleuchtung zur Sprache. Es sei damit begonnen worden, in einigen Straßenzügen die bestehende Beleuchtung durch stromsparende LED-Lampen auszutauschen. Kircher und die Teilnehmer sind gespannt, wann Swisttal vollständig auf LED-Straßenbeleuchtung umgestellt sein wird.
Die Themen Klimawandel und Klimaschutz sind komplex. Es ist nicht immer einfach, so viele Fäden zusammenzuhalten und Handlungsoptionen zielgerichtet ohne Panikmache zu diskutieren und zu entwickeln. Das offene Klimagespräch wie das bei der Senioren-Union Swisttal sollte und war dazu ein wesentlicher Beitrag.
Wolfgang Heller
(Pressesprecher der Senioren-Union Swisttal)
Bild: Unger
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