CDU Reise Thüringen 2016

23.03.2016

Thüringen - mehr als Bratwurst und Co

Bereits zum 14. Mal erkundete die Swisttaler CDU die neuen Bundesländer. Voriges Jahr war es das Vogtland. Vom 15.03. – 20.03.2016 stand Thüringen auf dem Plan. Reiseleiter und Organisator Franz Moderow konnte insgesamt 55 Teilnehmer begrüßen, darunter den Vorsitzenden der Swisttaler Senioren Union, Wilfried Mühlhausen, der bereits alle bisherigen Reisen in die neuen Bundesländer mitgemacht hat.

Moderow hatte ein Programm ausgearbeitet, das reichhaltiger und vielfältiger nicht bestückt sein konnte. Der erste Höhepunkt noch am Anreisetag war Gotha, das dank eines sich opfernden Standortkommandanten nicht durch Bombenangriffe zerstört wurde und von dem rund 380 Jahre alten Schloss Friedenstein beherrscht wird. Herzog Ernst I. von Sachsen- Gotha ließ es ab 1643 errichten; es ist heute das größte frühbarocke Schloss Deutschlands. Hier befindet sich das einzige und älteste noch bespielbare barocke Schlosstheater von Ekhof. Herzog Ernst wurde nicht nur der Fromme genannt. Er war klug und weitsichtig: Er führte die Schulpflicht für Buben und Mädchen gleichermaßen ein und ließ Brandmauern zwischen den Gebäuden errichten, um wirksam die verheerenden Brände des Mittelalters einzudämmen.

Der nächste Schwerpunkt lag in Eisenach am Fuße der Wartburg. Eisenach ist nicht nur für die Nobelkarosse der DDR, den Wartburg, bekannt. Hier wurde Johann Sebastian Bach geboren und schuf für die Musikwelt einen Kosmos, der auch heute noch fasziniert und noch lange nicht ausgelotet ist. Im Bachhaus kann man seinen Lebensweg verfolgen. Das Lutherhaus ist wohl das älteste Fachwerkhaus Thüringens, in dem der Reformator seine Schulzeit verbrachte. Als Kurrendesänger verdiente sich der Schüler Martin in Eisenach ein Zubrot. Das Lutherhaus zeigt sehr anschaulich, wie Luther durch die Übersetzung der Bibel ins Deutsche linguistisch die moderne deutsche Hochsprache erschuf. Die Wartburg selbst war Zuflucht für Luther, als er für zehn Monate als Junker Jörg dort als in Acht und Verbannter durch den Wormser Reichstag Zuflucht fand und in dieser Zeit das Neue Testament übersetzte. Aber die Wartburg sah vielmehr. Hier fand der edle Sängerwettstreit fand, dem Wagner mit der Oper Tannhäuser ein unvergessliches Denkmal setzte. Die Wartburg war auch Heimstatt der Heiligen Elisabeth, die als Herzogin sich der Armen im Lande annahm und später in Marburg ihr dienendes Werk fortsetzte und als Heilige verehrt wird. Schließlich muss erwähnt werden, dass sich auf der Wartburg vor 200 Jahren die Burschenschaften versammelten und mit ihren Farben Schwarz Rot Gold den Gedanken Deutschland als geeinte Nation forderten. Im prächtigen Festsaal sind Säulen aus Eifelmarmor zu entdecken, der aus der römischen Wasserleitung Eifel-Köln gewonnen wurde, als die verfallende Wasserleitung im Mittelalter ein Steinbruch war.

Der dritte Höhepunkt war schließlich die Landeshauptstadt Erfurt mit seiner prächtig herausgeputzten Altstadt, seinem Rathaus und vor allem mit seinem Marien-Dom und Severikirche, die über eine breite Treppe von 70 Stufen zu erreichen sind und die Stadt beherrschen. Der Domchor ragt hoch empor und wird durch wunderbar erhaltene Glasfenster mit Darstellungen der Heilsgeschichte beleuchtet. Mikroskopischen Sanierungsarbeiten ist es zu verdanken, dass die mittelalterlichen Farben heute wie vor 700 Hundert Jahren wieder leuchten. Auch in Erfurt sind die Spuren Martin Luthers unübersehbar. Hier besuchte er die älteste deutsche Universität (1379) und trat in das Augustinerkloster ein, wurde im Dom zum Priester geweiht und begann wenig später seinen reformatorischen Weg. Heute zeigt das Augustinerkloster, wie damals das klösterliche Leben aussah. Aber es dient nicht mehr als Kloster sondern als Versöhnungsstätte.

Thüringen ist auch durch bergmännische Aktivitäten geprägt. Davon zeugt u.a. die Marienglashöhle. Beim Abbau von Gips stießen die Bergleute nahe Friedrichsroda auf eine Höhle voller Gipskristalle, mit der viele Marienaltäre geschmückt wurden. Das Marienglas war erfunden. Sein Abbau wurde vom damaligen Bergbauminister Goethe aus Weimar gestoppt, sodass die Nachwelt auch heute noch etwas von diesem Naturwunder in Höhle zu sehen bekommt.

Thüringen – vor allem Suhl – ist für seine Präzisionsjagdwaffen weltberühmt. Im dortigen Waffenmuseum sind hervorragende Zeugnisse dieses meisterlichen Handwerks zu bewundern. Aber in Suhl wurden auch Kriegswaffen erfunden und gebaut. Weniger bekannt ist - das wird im Fahrzeugmuseum deutlich -, dass Suhl mit den ehemaligen Simson-Werken im Automobil-und Fahrzeugbau einen bedeutenden Platz einnimmt.
Schließlich erlebte die Swisttaler Reisegruppe die mittelalterliche Stadt Mühlhausen mit seiner 2700 Meter langen und weithin intakten Stadtmauer, die Stadt, in der Thomas Münzer, erst Reformer und Mitstreiter Luthers, dann Anführer des Bauernaufstandes, wirkte und je nach Zeit verehrt und auch geächtet wurde. Die meisten stadtprägenden Kirchen beherbergen heute Museen. Aber Mühlhausen wird der Reisegruppe vor allem durch die „Fenstergucker“ in Erinnerung bleiben und durch den Begriff „Onduliergang“, in welchem Kirmesbesucher trunken nach Hause streben.

Unvergessen bleibt auch der politische Abend, zu dem die CDU-Spitze aus Apfelstädt geladen war. Hier stellt sich mit Herrn Knop ein 39 jähriger CDU Gemeindeverbandsvorsitzender vor, der anschaulich schildern konnte, wie die Wende dem damaligen Schüler Selbstverständliches in Frage stellte, er vieles Neue lernen und bewerten musste, er diese Neuorientierung bewältigte, an der aber auch viele scheiterten, weil ihre Lebensleistung plötzlich nichts mehr galt. Knop geht genauso wie seine Vorstandskollegen Dr. Sauer und Herr Matz sehr selbstkritisch mit der CDU in Thüringen um, die es nicht verstanden habe, durch Offenheit für die Probleme der Menschen ihre anfänglich Mehrheit zu sichern. Der derzeitigen Regierung unter Ministerpräsident Ramelow attestieren sie eine sachorientierte Landespolitik, die den vorhandenen Sachverstand in den Ministerien, ohne auf das Parteibuch zu sehen, weiter nutzt.

Der Besuch eines Theaters darf auf einer CDU Reise nicht fehlen. Dieses Mal war es das Musical „The Rocky Horror Show” von Richard O’Briens, das für die einen ein großer Spaß wurde, bei anderen auch Kopfschütteln hervorrief. Dennoch bereichernd war dieses Erlebnis im Eisenacher Theater auf jeden Fall, da die fetzige Rock-Musik und die junge Theatergruppe begeisterten, vor allem auch die jugendlichen Zuschauern, die in Massen kamen und das Haus füllten.

Insgesamt blickt Reiseleiter Franz Moderow zufrieden in die Zukunft, als er die Gruppe wieder in Swisttaler Gefilde zurückführte. Keiner wurde krank und eine zerbrochene Zahnbrücke konnte gleichen Tags in Erfurt dank eines zuvorkommenden Zahnarztes geflickt werden. Gebiss gut, alles gut!

Reisebericht
Wolfgang Heller