Auch ein Jahr nach der katastrophalen Flut gibt es keine schlüssige Konzeption für die Steinbachtalsperre als zentrales Element zum Hochwasserschutz. Die jetzt eingebaute Scharte birgt erhebliche Gefahren, da sie eine Steuerung bei Starkrenereignissen unmöglich macht. Die Aussage von Regierungspräsidentin Gisela Walsken (SPD) in der Kölnischen Rundschau vom 17. Mai 2022, dass die Scharte zur Sicherheit beitragen soll und notwendig war, um damit den Druck aus dem Damm zu nehmen, ist insofern nicht nachvollziehbar. Natürlich würde der Druck in einer Flutsituation vom Damm genommen aber nur, weil sich die Wassermassen dann unkontrolliert auf die folgenden Orte und Swisttal ergießen würden.
Erst nach Fertigstellung der Scharte will die Bezirksregierung weitere Konzepte erarbeiten. Das ist nicht zu verantworten. Der Hochwasserschutz muss mit Priorität und unverzüglich angegangen werden, so der CDU Fraktionsvorsitzende Hanns Christian Wagner. Dass dazu auch nach einem Jahr noch keine Idee entwickelt wurde, ist nicht hinnehmbar. „Es liegt doch auf der Hand, dass der Bodenablauf vergrößert werden muss, um auf starke Zuflüsse über den Steinbach angemessen reagieren zu können. Zudem ist ein stabiler Überlauf einzubauen, damit der Damm auch in Extremsituationen gegen einen Bruch gesichert ist. Zudem muss ein Plan entwickelt werden, wie in ähnlichen Situationen vom Betreiber der Talsperre zu verfahren ist. Das geringe Ablaufvolumen in der Vergangenheit und die Zurückhaltung der Bezirksregierung, die Talsperre vor dem Ereignis präventiv leerlaufen zu lassen, hat ganz maßgeblich zu der Katastrophe beigetragen. Aus diesem Fehler muss gelernt werden und das muss schneller gehen,“ so Wagner weiter.
Der Klimawandel bringt aber nicht nur Gefahren im Zusammenhang mit Starkregenereignissen. Vielmehr ist davon auszugehen, dass im Rahmen des Klimawandels eher mit Dürren und Wassermangel zu rechnen ist. Deshalb ist eine hybride Nutzung der Steinbachtalsperre mit Brauchwasser, in Kombination mit Retentionsflächen, auch im weiteren Verlauf, eine angemessene Lösung. 400.000 qm Füllung wären ohne Risiko als Brauchwasser nutzbar. Dann stünden weitere 600.000 qm als Retentionsvolumen zur Verfügung. Mit einem klugen Management wäre der Retentionsanteil noch zu vergrößern. Nach Auffassung der CDU Fraktion ist auch der Betrieb eines Freibades an der Talsperre denkbar.
Der Planungsprozess muss von der zuständigen Behörde, dem Erftverband, transparent gemacht werden. Die CDU Fraktion wird daher einen Antrag stellen, den Erftverband nach Swisttal einzuladen, um die politischen Gremien über den aktuellen Stand des Hochwasserschutzes zu informieren.
Bernd Großmann-Lemaire
(Sprecher CDU Fraktion)
Empfehlen Sie uns!